Leider nicht "Die perfekte Welle"
Delphine in Rostock!?
5:15 Uhr Abfahrt in Warendorf, Mitfahrer Peer in Friedrichdorf bei Gütersloh abholen, Tempomat rein
11:00 Uhr Rostock Yachthafen „Hohe Düne“.
Man könnte auch von Zingst Richtung Rostock segeln - das würde aber mindestens 3 mal 1 h weitere Fahrt bedeuten.
Also Boote neben dem Yachthafen in Rostock einlassen! Verboten - wir wir später erfahren sollten. Einen Topper per Slipanlage zu Wasser lassen hätte dort 15 € gekostet - pro Boot. O-Ton: „Wieso hat der Chef die Hafenanlage sonst gebaut?“.
Tipp: 1-3 km von Rostock entfernt sind noch kurze Wege von der Straße bis zum Strand. Parken ist überall kostenpflichtig, aber da gibt es keine unverschämte Slipanlagenverpflichtungen.
13:00 Uhr: die Boote sind klar, das Gepäck verzurrt, Auto und Hänger auf verschlossenen Parkplätzen verstaut und (beide!) verschlossen.
Windstärke 4-5 aus NO.
Ableger - gegen die Angst. Prost.
D.h. also aus der Bucht heraus kreuzen mit schwer beladenen - na ja… sagen wir… besseren Surfbrettern! Die Wellen sind echt hoch. Wenn die Boote kentern, kriegen wir sie so beladen überhaupt wieder aufgerichtet? Das ist der Moment der größten Anspannung, der größten Angst: Funktioniert unsere Idee überhaupt?
Es stellt sich als wirklich mühsam heraus, aus der Bucht zu kreuzen, ohne zu kentern, ohne zu viel Wasser in die Boote zu bekommen. Aber es funktioniert!
Eins war uns von vornherein klar: Unterkünfte planen stresst nur, weil man nicht weiß, wie gut und wie lange der Wind wirklich vor Ort weht, wie gut man gegen die Welle ankommt. Und schon um 13:00 Stress empfinden, weil man den gebuchten Campingplatz bis 20:00 niemals erreichen wird - das hat mit Segelfreude tagsüber nichts mehr zu tun. Wir sind deshalb darauf eingerichtet, zur Not eine Nacht am Strand zu schlafen.
Und so kommt es auch.
Dass es allerdings ausgerechnet am Ende unserer Tagesetappe so Robinson-Crusoe-artig einsam und landschaftlich derart schön ist, ist eher Zufall. Egal wo man landet, man muss wissen: die Hälfte der Menschen rennen da nackt rum. Finden wir zunächst eher nicht so prickelnd, ist aber nun mal so. An unserer Stelle ca. alle 100 m ein Nackter. (Aber beim Segeln hat man ja mit der Pinne selbst in der Hand, was man sehen will und was nicht ;-) Und vorweg genommen: auch wir sind dann irgendwann textilfrei ins Wasser gesprungen...
Die Seesäcke - neu wie gebraucht - sind allesamt nicht dicht, also Klamotten trocknen, Rotwein auf. Es gibt Thunfischsalat aus Dosen. Wir fühlen uns tatsächlich wie Robinson Crusoe - einsam, erschöpft, mutig und glücklich. Und daß un(!)gebackenes Baguette so lecker sein kann - wer hätte das gedacht. Wichtiger ist auf so einer Tour tatsächlich, daß die Baguettes wasserdicht in Tüten verpackt sind.
Fun Fact am Rande: besonders in der Abendsonne bei ruhiger Welle kann man mit sehr viel Glück sogar echte „Delphine“ sehen. Der Biologe Peer korrigiert: tatsächlich sind es Schweinswale im Familienverbund. „Hab ich mal ne Flosse gefunden und präparieren lassen. Hat 5 Finger. Säugetier halt.“ Sensationell!
Ich nehme noch einen großen Schluck aus der Pulle.
Mir doch egal.
Sieht aber aus wie Delphine…
Peer nimmt auch einen großen Schluck aus der Pulle. „Hat Dein Boot eigentlich einen Namen?“ „Ne. Deins?“ „Ja. Hilda!“ „Dann nenne ich meins jetzt Peer…“